Edgar von Froschmutter&Froschvater

[ADK-Fahrer]

Unmittelbar nach der optischen und technischen Aufhübschung unterziehe ich Ed natürlich einer Saison-Probefahrt ...

eine Tankfüllung 150l = 189,- € das sollte reichen für eine Probefahrt...

Eine Saison-Probefahrt dauert immer eine ganze Saison, das sagt doch der Name schon. Letztes Jahr habe ich knapp 5500km geschafft. Dafür braucht Mann grob gerechnet 1000 Liter Diesel, was dann etwa 1250,-€ sein sollten.

Aber dafür ist er dann wirklich probegefahren! Nicht wie manche Fachwerkstatt mal 2 Kilometer um den Häuserblock ...

Tja, genau so hab ich mir das gedacht!
So ein großzügiges Angebot ist schnell gemacht, weiß der doch, dass ich auf ED keine Saison verzichten würde.
Obwohl, verlockend wäre das schon.....
Aber ED bekommt über's Jahr soviel Zuwendung und Auslauf, dass er mir eigentlich einen ganz zufriedenen Eindruck macht......

,
ich stelle die Annahme des Angebots erstmal zurück.
Sollten unsere Freiheiten so beschnitten werden, dass Reisen nicht mehr ungeimpft möglich sind, stelle ich Dir ED in die Halle.....

[Elron666]

Mensch Hanno,
nun lass mal den Kopf nicht gleich hängen... Das wird wieder...

Die Leute werden bald aufwachen und nicht nur "Bild" lesen und außerdem sind bald Wahlen...

Du weißt doch, da wird einem doch der Himmel auf Erden versprochen... Was nach dem September kommt ist doch Geschwätz von gestern...

Wir sehen uns...

abgegrüsst
Elron666

[Froschvater]

Inzwischen sind wieder einige Monate vergangen ... in denen Einiges passiert ist. Nachdem nun die Achsen beim Edgar auf angenehme 4.64 umgebaut waren, stand noch die Beseitigung unangenehmer Motorgeräusche auf dem Plan. Mancher erinnerte ich an unsere Reise zu den Zugvögeln. Bei der Ankunft stellte zuerst Hanno fest, dass der Motor ungewöhnlich klingt. Es war ein leichtes Schlagen, welches beim Abstellen in ein kurzes Klappern mündete. Da ich nicht lange Suchen wollte und eine langwierige Motorreparatur für mich nicht in Frage kam, suchte ich nach einem Austauschmotor. Zunächst fand sich ein erschwingliches Exemplar bei den Kleinanzeigen, welches vor einigen Jahren revidiert wurde:



Freundlicherweise konnte ich den Motor bei Manfred in der Aumühle unterstellen, der mir auch beim Transport geholfen hat. Das war ein schöner Nachmittag!
Damit hätte es losgehen können. Es kam dann aber ein unschlagbares Angebot vom IFA-Museum in Nordhausen. Dort sollten zwei Ausstellungsstücke verkauft werden - ein 4VD und ein 6VD:




Beide Motoren sind damals direkt vom Prüfstand in das Museum gelangt. Wegen der Einmaligkeit der Gelegenheit fand sich schnell ein Liebhaber für den 6VD, so dass beide Maschinen wiederum mit Manfreds Hilfe zur Aumühle gebracht wurden.

Bei dem 4VD handelt es sich um einen ursprünglich für den Bagger konfigurieren Motor. Demnach hatte er eine andere Ölwanne, Schwungscheibe, Einspritzpumpe und und und

[Froschvater]

Nachdem die Motoren im späten Herbst 2020 gesichert wurden, ging es dann im Frühjahr 2021 weiter. Zunächst musste mein neuer 4VD so umgebaut werden, dass er zum W50 passt. Etwas frevelhaft musste dazu teilweise der Motor aus der GR Federn lassen. Wir haben dann an einem schönen Nachmittag das Schwungrad und die Ölwanne samt Saugrohr der Ölpumpe getauscht.







Beim Kauf der Motoren im Museum konnten wir als kostenlose Leihgabe ein Drehgestell und auch einen Montagewagen aushandeln. Solche Hilfsmittel machen die Arbeit wesentlich leichter:







Unter anderem haben wir dann mit Hilfe von Hartmut auch die Einspritzdüsen abgedrückt und auf 180 Bar eingestellt:

[Froschvater]

Irgendwann im April war es dann auch soweit, dass der alte Motor den Edgar verlassen konnte und der neue Motor seinen Weg in den Motorraum finden sollte. Dabei stellten wir dann kurzerhand noch fest, dass die Riemenscheibe vom W50 nicht an den T188-Motor passt. Grund dafür ist ein veränderter Deckel am Steuergehäuse:






Der Bagger hat dort am Steuergehäuse einige Verrippungen zur Befestigung weiterer Aggregate. Das hatten wir nicht auf dem Schirm und kostete nochmal einen schönen Nachmittag.

Eher zufällig sah ich dann, dass auch der Antrieb vom Drehzahlmesser die falsche Übersetzung hatte. Da gibt es zwei Ausführung: einmal für W50 (gekennzeichnet mit einem "W") und einmal für ZT300&Co (gekennzeichnet mit einem "Z"):




Und ganz kurz vor dem Einbau ließ sich der neue Motor nicht mehr durchdrehen. Er blieb immer an einer Stelle stehen. Nach Demontage der Zylinderköpfe fanden wir einen Federring im Brennraum. Der hätte beim ersten Anlassen bestimmt auf sich aufmerksam gemacht. Wie der wohl dahin gekommen ist?




Damit waren die Zylinderkopfdichtungen auch einmal erneuert, was leider ein späteres Nachziehen erfordert. Die Ventile haben wir natürlich auch einstellen müssen, einmal jetzt und einmal später:




Die Woche der schönen Nachmittage wurde immer länger - aber das Ziel kam näher:

[Froschvater]

Am Sonnabend war es dann endlich soweit. Wegen der knappen Zeit und der drohenden Ausgangssperre (wir erinnern uns an Corona ...) konnte ich nur eine kurze Probefahrt von etwa 3km machen und bin dann mit dem neuen Motor direkt auf die Heimreise gegangen:

https://www.youtube.com/watch?v=VZX5ZYqtLSA

Diese Situation war nicht ganz ideal, weil bereits nach 25km eine lange Steigung mit bis 12% zu bewältigen war. Aber der neue Motor hat seine erste Fahrt mit bravur überstanden.

An dieser Stelle muss unbedingt ein großer Dank an alle Beteiligten ausgesprochen werden! Manfred war ein toller Gastgeber und gleichzeitig eine riesengroße Hilfe in allen Belangen. Nicht zu unterschätzen die liebe Dorothea, die mit viel Verständnis und hervorragender Verpflegung auf ganzer Linie überzeugt hat. Handwerklich haben sich Hartmut, Gerd und Hans-Georg sehr viel eingebracht, wobei Bodo mit geliehenem Werkzeug ebenfalls eine Schlüsselrolle spielte.
Allen Genannten und Ungenannten mein herzlicher Dank!!!!

[Froschvater]

Nun ja, es gibt auch Schattenseiten - und Ölflecken. Das erste Leck befand sich an der Ölwanne, die im oberen Bereich eine kleinen Riß hatte:




Kurzerhand bin ich nochmal zur Aumühle gefahren, um die Ölwanne zu wechseln und bei der Gelegenheit auch die Kopfdichtung nachzuziehen. Was für ein wunderschöner Nachmittag!

Auf dem Weg zur Aumühle wurde der Öldruck immer niedriger. Als Ursache stellte sich Hylomar-MotordichtmAsse heraus. Sie hatte sich wohl bei der Montage des Drehzahlmesserantriebs und diverser Gehäusedeckel ins Innere des Motors verirrt und musste mühsam entfernt werden. Auch stellte ich fest, dass die Ventilkugel in der Ölfilterkombination nicht richtig abdichtete und so für große Schwankungen im Öldruck sorgte. Die habe ich dann auch noch erneuert.
Andere undichte Stellen während der ersten 1000km waren noch der Öldruckschalter, die Ölwannendichtung und die Einspritzleitung am Zylinder 1. Alles sorgte für regelmäßige Flecken in unterschiedlicher Größe. Letztlich hat auch der neue Kompressor etwas Öl gefördert und via Druckregler ins Freie geblasen.

Mittlerweile war Edgar mit uns im Pfingsturlaub und hat ca 1300km mit dem neuen Motor abgespult. Gelaufen ist er von Anfang sehr gut, abgesehen von den genannten Dichtheitsproblemen.

[Elron666]

Hallo Frosch,
Danke für deinen schönen ausführlichen Bericht mit Bild, Video und Text...
Das nicht alles gleich beim ersten mal sitzt und passt, kann man ja verstehen... denn wir sind keine Profi´s und dafür das es unser Hobby ist,
wissen/können wir glaube ich schon recht viel... Ich finde das habt ihr sehr sehr gut hinbekommen...

Ihr hattet doch die Köpfe nicht runter??? wie kommt dann der Federring in den Zylinder???
das heißt aber auch, das der Motor so auf dem Prüfstand gelaufen ist... Bloß gut, das nicht mehr kaputt gegangen ist...
Hier liegt bestimmt Sabotage vor !!! Oder einfach nur Unachtsamkeit... Beim zusammenbauen den Kopf einfach von der Werkbank genommen
und von unten klebte noch der Federring dran...

Nach den vielen Stunden, Angst, Schweiß, Fleiß und Arbeit, wünsche ich euch mit Edgar nun endlich viele schöne Stunden und unzählige km...

Gute Reise...

abgegrüsst
Elron666

[Froschvater]

... wie kommt dann der Federring in den Zylinder???
das heißt aber auch, das der Motor so auf dem Prüfstand gelaufen ist...

Wir haben uns natürlich auch die Frage gestellt, wie dieser Federring in den Brennraum gekommen ist. Meine erste Vermutung war, dass der verantwortliche Mitarbeiter im VEB IFA Motorenwerk Nordhausen in dem Herstellungsjahr 1989 bereits einen Ausreiseantrag gestellt hat und diesem mit einer solchen Sabotageaktion Nachdruck verleihen wollte.

Diesen Verdacht habe ich jedoch wieder verworfen. Und das nicht etwa weil wohl kein Werktätiger der DDR zu so einer Tat fähig gewesen wäre. Vielmehr ließ sich bei genauer Betrachtung vermuten, dass der Motor mit diesem Federring nie gelaufen ist. So ein Probelauf dauerte damals 20 Minuten. Dafür sah der Ring einfach zu gut aus.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Federring während seines Aufenthaltes im Museum dort hinein geraten ist. An der Komplettlackierung des Motors gab es Farbabplatzungen im Bereich der Muttern des Ansaugkrümmers. Der wurde wohl mal demontiert. Durch den offenen Ansaug fand er sicherlich seinen Weg. Die Deformation des Ringes ist dann beim Durchdrehen mit der Hand entstanden.

Shit happens - aber wir haben es rechtzeitig bemerkt!

[ADK-Fahrer]

Viele Dank für den schönen Bericht, Hendrik!
Es ist immer wieder klasse zu lesen, wie gut es mit der richtigen Vernetzung laufen kann.
Viel Spaß mit dem neuen Motor......