Kupplungsverstärker

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Fritz
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Kupplungsverstärker

Beitrag von Fritz » Fr 15. Sep 2023, 19:26

Moin!

Nun greife ich das Thema nochmal auf, weil mein Kupplungsverstärker mich doch nachhaltig ärgert und ich in den vorhandenen Fred's keine erschöpfende Antwort finde.
Das Handbuch begrenzt sich auf eine Anleitung zum Zerlegen und Zusammensetzen, die Zeichnung dazu ist recht klein und - aus meiner Sicht- nicht genügend und die Wirkungsweise wird nicht beschrieben.

Folgendes ist bisher geschehen:
Kupplung ging teilweise sehr schwer, teilweise nicht in den Ruhezustand zurück. Erst so etwa 4 Sekunden nach dem Loslassen des Kupplungspedales rückte sie dann mit einem Ruck ein. Beschwerliches Fahren... :-(. Dann auch mal wieder ganz leicht.

Den Verstärker ausgebaut, zerlegt, alles gereinigt, neues Dichtungskit (aus Ludwigsfelde) eingebaut, befüllt, entlüftet, ging zunächst recht gut, bis nach kurzer Zeit das gleiche Problem wieder auftrat.
Druckluft geprüft, die Verteilung über das Dreiwegeventil war auch ungenügend. Dreiwegeventil erneuert (gegen ein regeneriertes Teil).
Ging wieder kurze Zeit gut - dann gleiches Problem. Allerdings hält jetzt die Luft und ist immer gleich in beiden Kreisen. Das ist auch schon mal was.

Kupplungsverstärker wieder ausgebaut, zerlegt, festgestellt, dass der kleine Steuerkolben extrem schwergängig ist. Obwohl mit neuen Manschetten und Bremsenpaste eingesetzt...

Andererseits: beim ersten Ausbau hatte ich festgestellt, dass an dem Verstärker schon mal jemand dran war, weil alle Schrauben recht locker waren. Ungewöhnlich für ein 34 Jahre altes Auto...

Frage:

- kann mir jemand die Wirkungsweise des Verstärkers erklären? Darüber schweigt das Handbuch sich aus.

- hat jemand eine gut lesbare Explosionszeichnung von dem Teil, wo man insbesondere erkennt, wie der Steuerkolben, die beiden Federn sowie die Ventilpatte und der Ventilgummi korrekt eingebaut werden müssen? Die Zeichnung im Handbuch gibt nicht viel her, leider.
Da schon mal jemand dran war könnte ja auch was falsch zusammengesetzt sein. Dann hätte ich es nach dem Zerlegen eben auch wieder falsch zusammengesetzt...

Meine Reise nach Jessnitz hängt nun am seidenen Faden, schade...

Danke für jeden Tip und Grüße - Fritz
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Re: Kupplungsverstärker

Beitrag von ADK-Fahrer » Sa 16. Sep 2023, 06:21

Moin,
die Funktion ist, denke ich, Recht einfach erklärt:
Durch das Treten das Kupplungspedals wird über den Geberzylinder der hydraulische Kolben im Kupplungsverstärker angesteuert. Durch die Verschiebung das Kolbens im Verstärker wird es der anliegenden Druckluft ermöglicht, in den Raum des luftseitigen Verstärkerteils zu strömen und dadurch die Druckstange rauszudrücken und die Kupplung auszurücken.
Lässt du das Pedal dann los, wird der hydraulische Kolben zurück gedrückt, verschließt die luftseitigen Bohrungen und lässt die Luft durch das Ausblasröhrchen entweichen. Nun ist wieder eingekuppelt.

Bitte korrigiert mich ggf.....
Ruß :roll: :lol:
Hanno
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Re: Kupplungsverstärker

Beitrag von Fritz » Sa 16. Sep 2023, 07:00

Moin! Und danke für die kurze Erläuterung. Ich gehe davon aus, dass die Bremsflüssigkeit beim Treten des Kupplungspedales zwischen den beiden Manschetten des Steuerkolbens eingedrückt wird. Nur - wie soll der Kolben sich davon verschieben, wenn zwischen den Manschetten eingedrückt wird, ist der Druck nach beiden Seiten doch gleichgroß?
Das war ja zunächst auch meine Überlegung, dass der Steuerkolben durch die Bremsflüssigkeit in Fahrtrichtung verschoben wird, dadurch die kleine Feder mit dem Gummiventil auf der Ventilplatte bewegt und damit den Kanal für die Luft freigibt. Durch die größere Feder sollte er dann wieder in Ruhestellung gedrückt werden, sobald das Kupplungspedal freigegeben wird.
Das passiert aber so nicht, jedenfalls bei meinem Zylinder nicht. Zum einen geht der Steuerkolben extrem schwergängig, trotz neuer Manschetten und Fett, zum Anderen wird, sobald der Steuerkolben sich bewegt, die Luft direkt zum Ausblaseröhrchen ausgeblasen. Das reicht zwar trotzdem noch zum Bewegen des Zylinders, soll doch so aber sicher nicht sein?
Wichtig zu wissen wäre momentan für mich, in welcher Richtung die Ventilplatte eingebaut werden muss und auch das kleine Gummiventil. Ich vermute ja, dass das vor meiner Zeit schon mal falsch zusammengesetzt wurde.

Gruß - Fritz
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Re: Kupplungsverstärker

Beitrag von ADK-Fahrer » Sa 16. Sep 2023, 09:09

Ferndiagnosen sind leider nicht so einfach.
Vielleicht sitzt eine Manschette falsch herum?

Auf jeden Fall darf beim Bewegen des Steuerkolbens die Luft nicht direkt zum Ansblasröhrchen raus gehen!
Ruß :roll: :lol:
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Re: Kupplungsverstärker

Beitrag von Fritz » Sa 16. Sep 2023, 10:00

Moin! Und danke für Deine Erläuterung der Arbeitsweise des Zylinders, das hat mir geholfen und so konnte ich den Fehler dann doch finden und - erstmal - aussortieren. Habe ja gelesen, dass Du heute wahrscheinlich auch nach Altjessnitz kommst - da werde ich mal ein Hilfe-Bier einpacken.

Aber, damit auch die Anderen wissen, was los war, kurz die Umreißung der Sache:

Die Kupplung ging oft sehr schwer, oft hat sie auch nicht wieder eingerückt nach dem Loslassen des Pedals. Ein neuer Dichtsatz für den Kupplungsverstärker hatte nur vorübergehend Abhilfe geschaffen.
Mithilfe von Hanno's Tip's habe ich den Kupplungsverstärker nochmal zerlegt und genauestens befundet. Dabei fiel auf, dass der Steuerkolben extrem schwergeht, trotz neuer Manschetten und ordentlich Schmierung. Bei Betrachtung mit Licht und Lupe konnte ich dann feststellen, dass der Zylinder, in welchem der Steuerkolben läuft, ganz zarten Rostansatz auf der Lauffläche hat. Ich habe den Zylinder heute früh gehont. Danach den Steuerkolben wieder eingesetzt und siehe da - jetzt lief er deutlich leichter.
Problem war, dass die Rückholefeder des Steuerkolbens aufgrund des Rostansatzes im Zylinder nicht ausreichend Kraft hatte, den Steuerkolben nach dem Loslassen des Kupplungspedales in seine Ausgangslage zurück zu drücken. Dadurch blieb das Luftventil geöffnet und der große Zylinder, welcher schlussendlich den Kupplungshebel betätigt, blieb gespannt und die Kupplung konnte sich nicht entlasten. Nach einer Weile (bei mir immer so drei...vier Sekunden) hat sich das Ganze dann doch irgendwie zurecht geruckelt, die Feder hat den Steuerkolben aufgrund des nun fehlenden hydraulisches Druckes (Kupplungspedal losgelassen) nun schlagartig zurückgeschoben, die Luft ist abgefallen und die Kupplung mit einem Hieb eingerückt - Kavaliersstart! Kleine Ursache - große Wirkung, nur bissel Rost, kaum sichtbar gewesen.
Ferner war die Ventilplatte falsch herum eingebaut. Der innere Bund, durch welchen der Steuerzylinder das Luftventil betätigt, hat auf einer Seite eine Vertiefung. Diese muss nach innen in den Zylinder zeigen. Wurde die Platte falsch herum eingebaut und die Vertiefung zeigt nach außen, wird die Luft sofort nach dem Öffnen des Luftventils über das Abblaseröhrchen ins Freie entlassen. Zwar arbeitet die Kupplung so trotzdem noch leidlich, es ist aber deutlicher Luftverlust feststellbar.

Leider hat die hintere Manschette des Steuerkolbens, welche gegen die Bremsflüssigkeit abdichtet, durch den Rost innerhalb der kurzen Zeit schon wieder Riefen bekommen. Ich werde mir wohl noch ein Überholkit kaufen und den gesamten Vorgang wiederholen müssen. Aber jetzt weiß ich ja, wie es funktioniert und geht.
Insgesamt ging die Kupplung noch nie so leicht, weich und vor allem gleichmäßig. Danke Hanno!

Gruß - Fritz
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Re: Kupplungsverstärker

Beitrag von Torsten69 » Sa 16. Sep 2023, 14:16

Hallo,

ein Bekannter von mir Überholt die Verstärkerzylinder indem er die Bohrung für den Steuerzylinder Aufbohrt und ein Spezielles Nahtloses Rohr einpresst somit ist die Fläche für den Steuerkolben wieder 100 Prozentig.
Umstellen auf Silikonbremsflüssigkeit für die Kupplung ist auch sehr ratsam, nie wieder Rost im Zylinder.

Grüße
Torsten

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